Was ist SmED?
Optimale Unterstützung für Entscheidungen in der Akut- und Notfallversorgung
Durch gezielte und strukturierte Fragen ist die Software in der Lage, eine Empfehlung hinsichtlich der Behandlungsdringlichkeit und des angemessenen Behandlungsortes zu geben. Dies unterstützt die Anwerder:innen bei der Entscheidung, welche die passende Versorgungsmöglichkeit für die Patient:innen ist.
Mit den SmED-Professional-Konfigurationen wurden bereits über 6.000.000 Assessments (ohne Selbsteinschätzung) bundesweit durchgeführt.
SmED stellt dabei bewusst keine Diagnose. Dies bleibt weiterhin einer ärztlichen Untersuchung vorbehalten. Die Software für Fachpersonen kann ergänzt werden durch eine digitale Selbsteinschätzung für Laien (SmED Patient)
Patient:in
Wie funktioniert SmED?
Strukturierte Hilfestellung
Der Abfrageprozess von SmED erfasst systematisch Symptome, Krankheitsbilder, Vorerkrankungen und Risikofaktoren. Es können Frage-Antwort-Konstellationen zu derzeit 125 Beschwerden ausgewertet werden, die auch untereinander kombinierbar sind.
Die anamnestischen Informationen werden von der SmED-Software verarbeitet, deren medizinische Wissensdatenbank auf mehr als 2.200 wissenschaftlichen Publikationen beruht.
Als Ergebnis erhalten die SmED-Anwender:innen umgehend eine Empfehlung zum Versorgungszeitpunkt und zum Ort der Versorgung. SmED kann optional Empfehlungen zur Versorgungskompetenz und zur Versorgungsinfrastruktur bereitstellen. Diese Empfehlung dient den professionellen Anwender:innen als Entscheidungsgrundlage für die weitere Behandlung.
Zudem kann SmED Hinweise geben, wie sich die Patient:innen bis zum Arztbesuch ggf. selbst behandeln können.
Der SmED-Prozess kann sowohl telefonisch durch Rettungsleitstellen oder vor Ort im Rettungsmittel als auch am gemeinsamen Tresen in Notaufnahmen durchlaufen werden.
Vorteile
- Handlungssicherheit: Die SmED-Empfehlung ist Entscheidungshilfe für Anwender:innen
- Patient:innensicherheit: Abwendbar gefährlicher Verläufe werden sicher erkannt
- Qualität: Evidenzbasierte, transparente und strukturierte Abfrage mit SmED gewährleistet ein Höchstmaß an Qualität
- Rechtssicherheit: Vollständige Dokumentation der erfolgten Abfrage
- Patient:innensteuerung: Steuerung der Patient:innen in die angemessene Versorgungsebene schont die Ressourcen der Notfallversorgung
- Dokumentation: Vollständige Dokumentation der erfolgten Abfrage; Medizinprodukt Klasse IIb MDR
SmED Einsatzgebiete
Rettungswesen
SmED unterstützt Dispositionsentscheidungen bei nicht dringlichen Hilfeersuchen, entweder am Telefon in der Leitstelle oder auf dem Tablet vor Ort.
Notaufnahmen
SmED ist für den Einsatz am gemeinsamen Tresen von Bereitschaftspraxen und Krankenhausnotaufnahmen optimiert. Es kann helfen die Patientensteuerung effizienter zu machen und so Crowding zu vermeiden.
Arztpraxen u. a.
Der Einsatz von SmED in großen Arztpraxen, ambulanten Medizinischen Versorgungszentren und anderen Settings wird derzeit erprobt. Wir freuen uns, wenn Sie SmED im Rahmen einer begleiteten wissenschaftlichen Evaluation ausprobieren möchten.
SmED für Ihre Organisation
Sie möchten SmED genauer kennenlernen und für Ihre Organisation ausprobieren? Gerne stellen wir Ihnen SmED in der für Ihren Anwendungszweck passenden Version vor und beantworten Ihre Fragen.
Kompetenzen und Erfahrungen
Das Zi setzt SmED bereits seit einiger Zeit im Rahmen von Studien in Notaufnahmen und im Rettungswesen ein. Hier stellen wir Ihnen einige Beispiele vor.
Bayern: SmED im Rettungseinsatzfahrzeug (REF) in Regensburg
In Bayern wird SmED im Rettungsdienst im Rahmen des REF-Projektes eingesetzt. Beim Rettungseinsatzfahrzeug (REF) handelt es sich um einen PKW, der mit einem erfahrenen Notfallsanitäter besetzt ist.
Dieses neue Einsatzfahrzeug wird von der Rettungsleitstelle zu Patient:innen geschickt, die bereits bei Bearbeitung des Notrufs als nicht-Notfälle eingeschätzt werden. Die beiden durchführenden Organisationen Malteser und BRK besetzen dabei tagsüber jeweils ein Fahrzeug. Über eine Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) können Patient:innen der kassenärztlichen Versorgung zugeführt werden. Ab April können die Notfallsanitäter:innen nun auch SmED zur Unterstützung bei der Ersteinschätzung der Patient:innen sowie zur vereinfachten Übergabe an die KVB einsetzen. Die im Projekt erhobenen Daten zum SmED-Einsatz werden im Anschluss durch das Zi analysiert.
Eine Übersicht erster im Projekt erlangter Erkenntnisse wurde am 19. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Notfall- und Rettungsmedizin veröffentlicht: Springer-Nature (Externer Link)
Bayern: SmED in der Notaufnahme in Rosenheim
Ein einmonatiger Testeinsatz der verbundenen Ersteinschätzung, einer Kombination aus MTS und SmED, wurde im Juli 2021 durchgeführt. Hier zeigte sich, dass die Kombination möglich ist. 42 % der Patient:innen, die selbstständig die ZNA aufsuchten, konnten ausschließlich vertragsärztlich versorgt werden. Die Konsultation von Videoärzt:innen wurde tagsüber zwar recht wenig in Anspruch genommen, hier zeigte sich jedoch, dass bereits in über 40 % der Fällen die Videokonsultation zur Behandlung der Patient:innen ausreicht. In einer Folgestudie ab April 2023 sollen sowohl ein größerer Zeitraum als auch eine größere Datenbasis betrachtet werden.
Die Ergebnisse wurden am 14. Februar 2024 in der Fachzeitschrift Gesundheitswesen veröffentlicht: Thieme (Externer Link)
Berlin und Sachsen: Patient:innensicherheitsstudie
Im Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Uniklinikum Leipzig wird eine klinische Studie zur Patientensicherheit von SmED Kontakt+ durchgeführt.
Die Ergebnisse werden zeitnah publiziert.
Brandenburg: SmED am Gemeinsamen Tresen in Nauen
Der Einsatz von SmED am gemeinsamen Tresen im Krankenhaus Nauen, Landkreis Havelland, der sowohl der Zentralen Notaufnahme als auch der KV-Bereitschaftspraxis vorgeschaltet ist, wird gerade begleitend evaluiert. Hier ersetzt SmED die zuvor evaluierte Checkliste Akut- und Notfallversorgung als Tool zur Unterstützung der Steuerungsentscheidung. Die Datenerfassung erfolgte im Jahr 2023.
Die Analyse der Daten wird im 2. Quartal des Jahres 2024 durchgeführt.
Bremen: SmED am KV-Tresen in der Notaufnahme
In Bremen wird ein KV-Tresen 24/7 in einem Krankenhaus betrieben, über den selbstständig eintreffende Patient:innen gesteuert werden. Hier kommt SmED zur Unterstützung der Steuerungsentscheidung zum Einsatz und eine begleitende Evaluation findet statt.
Erste Datenauswertungen werden durchgeführt.
Hamburg: SmED am KV-Tresen in der Notaufnahme
In Hamburg wird ein KV-Tresen 24/7 in einem Krankenhaus betrieben, über den selbstständig eintreffende Patient:innen gesteuert werden. Hier kommt SmED zur Unterstützung der Steuerungsentscheidung zum Einsatz und eine begleitende Evaluation findet statt.
Die Datenauswertung ist beendet und der Evaluationsbericht wird derzeit erstellt.
Hessen: Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung (SaN)
Im Projekt Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung (SaN) der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen sollen ambulante, stationäre und rettungsdienstliche Strukturen besser miteinander verzahnt werden, um eine entsprechende und ressourcengerechte Steuerung von Patienten zu ermöglichen. Neben der Entlastung von Notaufnahmen, sollen durch die Steuerung von ambulant-vertragsärztlich zu versorgenden Akutpatienten auch nicht indizierte Einsätze im Rettungsdienst reduziert werden.
Der Einsatz von SmED in den beteiligten Einrichtungen soll dabei neben einer einheitlichen Einschätzung, die Übergabe von Patient:innen an den Schnittstellen erleichtern.
Das Zi führt die begleitende Evaluation durch.
Hessen: SmED am Gemeinsamen Tresen in Frankfurt Höchst
Der Einsatz von SmED am gemeinsamen Tresen im Klinikum Höchst, der sowohl der Zentralen Notaufnahme als auch der Bereitschaftspraxis vorgeschaltet ist, wird gerade begleitend evaluiert. Hier ersetzt SmED Kontakt+ die zuvor evaluierte Höchster Liste als Tool zur Unterstützung der Steuerungsentscheidung. Mit Ausnahme von BG-Fällen, privat versicherten Patient:innen sowie Einweisungen werden 2023 alle erwachsenen Patient:innen in die Evaluation einbezogen.
Im Anschluss erfolgt die Analyse der Daten durch das Zi.
Schleswig-Holstein: SmED im Rettungswagen (SAve)
Der Einsatz von SmED im Rettungswagen in einigen Regionen in Schleswig-Holstein wird derzeit begleitend evaluiert. Das Projekt basiert auf einer Kooperation aus der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) als evaluierendes Institut. SAve steht hierbei für Sektorenübergreifende Akutversorgung in Schleswig-Holstein.
Bei Patient:innen, die sich nach Ankunft des Rettungswagens als nicht dringlich herausstellen, wird diese Einschätzung über die Anwendung von SmED bestätigt und dokumentiert. Im Anschluss kann eine Übermittlung an einen passenden Arzt oder die KV erfolgen.
Aktuell läuft die Datenerhebung. Im Anschluss erfolgen die Datenanalyse und die Veröffentlichung der Ergebnisse.
Eine Übersicht über das Projekt wurde am 12. April 2024 in der Fachzeitschrift Notfall- und Rettungsmedizin veröffentlicht: Springer-Nature (Externer Link)
Rheinland-Pfalz: SmED in einer allgemeinmedizinischen Praxis an der Notaufnahme der Uni Mainz
In der Allgemeinmedizinischen Praxis am Campus (APC) wurde die Telefonversion von SmED bereits im Rahmen des DEMAND Projektes, das vom Innovationsfonds gefördert wurde, eingesetzt. Seitdem hat ein Wechsel auf die Tresenversion Kontakt+ stattgefunden.
Zur Zeit erfolgt die Auswertung der SmED-Daten in Verknüpfung mit den Daten aus dem Praxisverwaltungssystem der APC.
Schweiz: Patient:innensicherheitsstudie
Von 2020 bis 2022 wurde eine klinische Studie am Kantonspital Baden durchgeführt. In der Notaufnahme haben sich Patient:innen der ESI-Stufen 2-5 über ein Tablet mit der Schweizer Patient:innenversion von SmED selbsteingeschätzt. Im Nachgang wurde die Zusammenfassung des Assessments sowie der Entlassungsbericht nach einem speziellen Verfahren von 3 unterschiedlichen Expertenpanels bewertet. Die Bewertung hat ergeben, dass der Anteil an Ersteinschätzungen, die zu einer Gesundheitsschädigung der Nutzenden hätte führen können, geringer ist als beim State of the Art. Demnach kann der Einsatz von SmED die medizinische Ersteinschätzung sicherer machen.
SmED als Medizinprodukt
Erklärung zum medizinprodukterechtlichen Status der Software “Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland” (SmED)
Seit Jahresmitte 2023 stellt das Zi den Nutzern im Anwendungskontext der gesetzlichen Krankenversicherung die Software Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland (SmED) bereit. In dieser Funktion informieren wir über die rechtlichen Grundlagen von SmED nach den Vorschriften für Medizinprodukte:
SmED ist ein Medizinprodukt der Klasse I nach Medical Device Directive (MDD) mit entsprechender Konformitätserklärung. SmED ist eine Konfiguration der Software Swiss Medical Assessment System (SMASS). Hersteller ist die in4medicine AG, Bern; Importeur in die EU ist die Health Care Quality Systems (HCQS) GmbH, Göttingen.
Gemäß Medical Device Regulation (MDR) wird SmED als ein Medizinprodukt der Klasse 2b zertifiziert. Die Zertifizierung erfolgt durch eine sogenannte Benannte Stelle. Diese staatlich autorisierten Stellen sind überlastet und haben einen erhöhten Zeitbedarf für die Bearbeitung. Für SmED ist das Verfahren inhaltlich abgeschlossen.
In der Zwischenzeit, bis zur Erteilung des Zertifikats, gilt für SmED die Übergangsbestimmung des Art. 120 Abs. 3b MDR. Ein Medizinprodukt der Klasse I, das nach den neuen Bestimmungen als Medizinprodukt der Klasse IIb durch die benannte Stelle zertifiziert werden wird, kann bis zum 31. Dezember 2028 in Verkehr gebracht werden. Die Voraussetzungen hierfür werden von SmED erfüllt. Die bestimmungsgemäße Anwendung von SmED ist somit derzeit regelkonform.
Rückfragen zum Sachverhalt können per E-Mail gestellt werden an:
SmED Bereitstellung Deutschland
SmED Hersteller
SmED Importeur
Probieren Sie SmED aus
Auf dem Informationsportal der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist SmED als „Patienten-Navi“ in der Version für Patient:innen frei zugänglich.
SmED basiert auf dem seit Jahren in der Schweiz etablierten evidenzbasierten Swiss Medical Assessment System (SMASS). SMASS wird insbesondere in der telemedizinischen Betreuung von akuten Behandlungsanliegen der Krankenversicherten eingesetzt. Neue Abfrageprotokolle werden auf Basis von internationaler Evidenz entwickelt. Medizinische Kontroversen zu den Inhalten werden von einem internationalen Panel medizinischer Experten kritisch hinterfragt und bewertet.
Für Deutschland arbeitet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) seit 2018 mit den Entwicklern von SMASS an Modifikationen und Ergänzungen, damit die Software optimal im deutschen Kontext eingesetzt werden kann. Dafür hat das Zi auch einen wissenschaftlichen Beirat eingerichtet, der die Entwicklung von SmED fortlaufend mit seiner Expertise unterstützt. Er besteht u. a. aus Vertretern von niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen sowie von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. (DIVI).
Ziel ist eine kontinuierliche, feedbackgetriebene Weiterentwicklung der Software unter stetiger Berücksichtigung der Patient:innensicherheit, der Anwenderfreundlichkeit und der medizinischen Evidenz.