SmED im Rettungswesen
In Rettungsleitstellen gehen vermehrt nicht dringliche Anrufe ein. SmED kann hier unterstützen, indem die Abfrage nach erfolgter SNA feststellt, ob eine Behandlung rettungsdienstlich erfolgen sollte oder ob eine vertragsärztliche Versorgung ausreicht. Bei Patient:innen, die keine kurzfristige Behandlung benötigen, kann die Abgabe an die 116117 erfolgen, ein aufsuchender Dienst disponiert oder der Besuch einer Hausarztpraxis angeraten werden. Zusätzlich können die von SmED vorgeschlagenen Selbsthilfemaßnahmen den Patient:innen mit auf den Weg gegeben werden.
SmED Anwendung im Rettungsmittel
Im Rettungswagen kann SmED die Notfall- und Rettungssanitäter:innen bei der Einschätzung von Patient:innen, die keine Notfallindikation vorweisen, unterstützen. Da SmED in der Lage ist, abwendbar gefährliche Verläufe zu erkennen, kann über die zusätzliche Befragung mit SmED sichergestellt werden, dass Patient:innen tatsächlich nicht durch die Notaufnahme versorgt werden müssen. Dabei kann SmED beispielsweise über ein Tablet angewendet werden, wenn sich Patient:innen im Rahmen der rettungsdienstlichen Untersuchung als nicht dringlich herausstellen.
Kooperationen mit der örtlichen Kassenärztlichen Vereinigung können Steuerungsoptionen im Bereich der niedergelassenen Ärzt:innen ermöglichen.
SmED dient dazu zu überprüfen, ob die Patient:innen in die vertragsärztliche Versorgung gesteuert werden können.
Probieren Sie SmED aus
Auf dem Informationsportal der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist SmED als „Patienten-Navi“ in der Version für Patient:innen frei zugänglich.
Kompetenzen und Erfahrungen
Das Zi setzt SmED bereits seit einiger Zeit im Rahmen von Studien und im Rettungswesen ein. Hier stellen wir Ihnen einige Beispiele vor.
Bayern: SmED im Rettungseinsatzfahrzeug (REF) in Regensburg
In Bayern wird SmED im Rettungsdienst im Rahmen des REF-Projektes eingesetzt. Beim Rettungseinsatzfahrzeug (REF) handelt es sich um einen PKW, der mit einem erfahrenen Notfallsanitäter besetzt ist.
Dieses neue Einsatzfahrzeug wird von der Rettungsleitstelle zu Patient:innen geschickt, die bereits bei Bearbeitung des Notrufs als nicht-Notfälle eingeschätzt werden. Die beiden durchführenden Organisationen Malteser und BRK besetzen dabei tagsüber jeweils ein Fahrzeug. Über eine Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) können Patient:innen der kassenärztlichen Versorgung zugeführt werden. Ab April können die Notfallsanitäter:innen nun auch SmED zur Unterstützung bei der Ersteinschätzung der Patient:innen sowie zur vereinfachten Übergabe an die KVB einsetzen. Die im Projekt erhobenen Daten zum SmED-Einsatz werden im Anschluss durch das Zi analysiert.
Eine Übersicht erster im Projekt erlangter Erkenntnisse wurde am 19. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Notfall- und Rettungsmedizin veröffentlicht: Springer-Nature (Externer Link)
Hessen: Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung (SaN)
Im Projekt Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung (SaN) der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen sollen ambulante, stationäre und rettungsdienstliche Strukturen besser miteinander verzahnt werden, um eine entsprechende und ressourcengerechte Steuerung von Patienten zu ermöglichen. Neben der Entlastung von Notaufnahmen, sollen durch die Steuerung von ambulant-vertragsärztlich zu versorgenden Akutpatienten auch nicht indizierte Einsätze im Rettungsdienst reduziert werden.
Der Einsatz von SmED in den beteiligten Einrichtungen soll dabei neben einer einheitlichen Einschätzung, die Übergabe von Patient:innen an den Schnittstellen erleichtern.
Das Zi führt die begleitende Evaluation durch.
Schleswig-Holstein: SmED im Rettungswagen (SAve)
Der Einsatz von SmED im Rettungswagen in einigen Regionen in Schleswig-Holstein wird derzeit begleitend evaluiert. Das Projekt basiert auf einer Kooperation aus der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) als evaluierendes Institut. SAve steht hierbei für Sektorenübergreifende Akutversorgung in Schleswig-Holstein.
Bei Patient:innen, die sich nach Ankunft des Rettungswagens als nicht dringlich herausstellen, wird diese Einschätzung über die Anwendung von SmED bestätigt und dokumentiert. Im Anschluss kann eine Übermittlung an einen passenden Arzt oder die KV erfolgen.
Aktuell läuft die Datenerhebung. Im Anschluss erfolgen die Datenanalyse und die Veröffentlichung der Ergebnisse.
Eine Übersicht über das Projekt wurde am 12. April 2024 in der Fachzeitschrift Notfall- und Rettungsmedizin veröffentlicht: Springer-Nature (Externer Link)
SmED für Ihre Organisation
Sie möchten SmED genauer kennenlernen und für Ihre Organisation ausprobieren? Gerne stellen wir Ihnen SmED in der für Ihren Anwendungszweck passenden Version vor und beantworten Ihre Fragen.
SmED basiert auf dem seit Jahren in der Schweiz etablierten evidenzbasierten Swiss Medical Assessment System (SMASS). SMASS wird insbesondere in der telemedizinischen Betreuung von akuten Behandlungsanliegen der Krankenversicherten eingesetzt. Neue Abfrageprotokolle werden auf Basis von internationaler Evidenz entwickelt. Medizinische Kontroversen zu den Inhalten werden von einem internationalen Panel medizinischer Experten kritisch hinterfragt und bewertet.
Für Deutschland arbeitet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) seit 2018 mit den Entwicklern von SMASS an Modifikationen und Ergänzungen, damit die Software optimal im deutschen Kontext eingesetzt werden kann. Dafür hat das Zi auch einen wissenschaftlichen Beirat eingerichtet, der die Entwicklung von SmED fortlaufend mit seiner Expertise unterstützt. Er besteht u. a. aus Vertretern von niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen sowie von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. (DIVI).
Ziel ist eine kontinuierliche, feedbackgetriebene Weiterentwicklung der Software unter stetiger Berücksichtigung der Patient:innensicherheit, der Anwenderfreundlichkeit und der medizinischen Evidenz.